Große Leistungsschau der Schaf- und Ziegenrassen auf der BRALA 2013

Unter dem Motto „Standortvielfalt fördert Rassenvielfalt“ präsentieren Schaf- und Ziegenzüchter auf der traditionellen BRALA vom 9. bis 12 Mai in Paaren/Glien über 30 Schaf- und Ziegenrassen und stehen für Gespräche mit den Besuchern bereit.

In der BRALA 2013 wird das Merino Landschaf besonders herausgestellt. Es ist die bedeutendste Rasse in Deutschland und wird vorwiegend in Süddeutschland gehalten, hat aber auch eine lange Tradition in Brandenburg. Es ist eine hervorragende Mutterrasse für die Hütehaltung in der Landschaftspflege. Es ist asaisonal brünstig und kann bis zu drei Lammungen in zwei Jahren leisten. Oft wird es für die Kreuzung mit Fleischschafrassen zur Erzeugung von Qualitätslämmern genutzt. Neben den beiden großen Herdbuchzuchtherden von Arno Laube und der LVAT, werden Merinolandschafe weiterhin in der Gebrauchsschafhaltung zur Landschaftspflege eingesetzt.

Alte Landrassen aus verschiedenen norddeutschen und europäischen Regionen stellen die größte Zahl der Ausstellungstiere. Diese Schafrassen werden meist im Nebenerwerb oder von Hobbyschäfern mit viel Engagement und Freude gehalten. Große Unterschiede in der Körpergröße und –im Körpergewicht weisen auf ursprünglich recht unterschiedliche natürliche Haltungsstandorte hin. So sind fast alle kurzschwänzigen nordischen Rassen von kleinem Wuchs und guter Wolle wegen der Anpassung an karge und windige Küstenstandorte.

Dazu zählen die Skudde und die Schnucke aber auch das Ouessantschaf von der Atlantikküste Frankreichs und die Schafe der Nordatlantikinseln und der Ostsee, wie die Gotländischen Pelzschafe. Besonderes Interesse sollten auch die alten Landrassen wir das Waldschaf, das früher als Zaupelschaf bekannt war und eine der ältesten Rassen Mitteleuropas ist, das aus dem Kärntner Landschaf weitergezüchtete Brillenschaf aus dem Alpenraum, und auch das Jakobsschaf, das sich in biblische Zeiten rückverfolgen lässt und erst in den letzten Jahren systematisch auch in Deutschland gezüchtet wird.

Andere mittelrahmige Landschafe in der Ausstellung stammen aus futtergünstigeren Regionen und eigenen sich auch für Kreuzungen mit Fleischrassen zur Qualitätslammerzeugung. Hierzu gehören die Rauhwolligen Pommerschen Landschafe, die Coburger Füchse, das Bentheimer Landschaf sowie alte britische Rassen wie das Shropshire, KerryHill und Scottisch Blackface.

Alle  Landschafe sind genügsame, witterungsrobust Multitalente, die häufig in der Landschaftspflege eingesetzt werden, teilweise eine Wolle mit sehr beliebten Farbausprägungen für die Herstellung von naturbelassenen Strickwaren liefern, und Lämmer in Reinzucht oder Kreuzung erzeugen, die sich einer großen Nachfrage durch Gourmetküchen und bei Feinschmeckern wegen der besonderen Fleischbeschaffenheit und Geschmacksnuancen nicht nur in der Berliner Region.

Zu den Vertretern der schwereren, fleischreichen Wirtschaftsrassen auf der BRALA zählen Merino Fleischschafe, Schwarzköpfige Fleischschafe, die aus Großbritannien stammenden Suffolk und Charolais aus Frankreich. Schwerere Schafrassen benötigen eine bessere Futtergrundlage. Diese muss berücksichtigt werden wenn sie zur Deichpflege und  Beweidung von Grünlandflächen eingesetzt  werden. Alle Fleischrassen erzeugen schnellwachsende Lämmer mit guter Fleischleistung, die in der regionalen Gastronomie , auf dem Berliner Markt sowie den anspruchsvollen Märkten Europas eine gute Nachfrage finden.

Das Milchschaf darf bei keiner Ausstellung fehlen; es ist wichtig für die häufig auch ökologisch betriebene Milch- und Käseerzeugung mit Direktvermarktung in der Region und stellt eine große Bereicherung in der Rassen- und Produktvielfalt dar. Das Deutsche Milchschaf ist neben dem Lacauneschaf aus Frankreich eine von nur zwei Milchleistungsrassen in Europa und verdient eine besondere züchterische Aufmerksamkeit, um den Leistungstand zu erhalten und den züchterischen Wettlauf mit den Lacauneschafen nicht zu verlieren.

In Zeiten geringer Wollpreise haben auch Schafrassen mit einer geringen Vliesausprägung, die nicht einer jährlichen Schur zu unterziehen sind (Schurlos-Rassen) wieder an Popularität gewonnen. Auf der BraLa wird das Nolana-Schaf zu sehen sein, das in den letzen 20 Jahren aus Kreuzungen verschiedenen Wollschafrassen mit dem ebenfalls in der Ausstellung zu sehende Wiltshire-Hornschaf aus Großbritannien als eine Kombinationsrasse entstanden ist. Zur Gruppe der Haarschafe zählt auch das ursprünglich aus Afrika und dann in der Karibik gezüchtete Barbados Blackbelly  Schaf, das eine besonders ausgeprägte Fruchtbarkeit besitzt, genügsam ist  und oft in der Hobbyhaltung Restflächen beweidet

Nur einige der in unserer Region gehaltenen Ziegenrassen sind in der Ausstellung vertreten. Dazu zählen die Thüringer Waldziege, die Burenziege, die Walliser Schwarzhalsziege, die Pfauenziege und dien Girgentaner Ziege. Weitere im Verbandsgebiet gehaltene Ziegenrassen sind die Bunte Deutsche Edelziege, die Weise Deutsche Edelziege sowie die Anglo Nubier, die alle zur Milchgewinnung und Käseerzeugung genutzt werden.

Wir danken allen Züchtern für ihre Mühen, die wertvollen Schafe und Ziegen  auf der BraLa vorzuführen und auch für die Bereitschaft den interessierten Besuchern  fachkundige Auskunft zu geben.

Am Samstag den 11.Mai wird eine Bewertung und Auktion von Zuchtböcken organisiert, um den Brandenburger Züchtern noch eine weitere Gelegenheit zur Vermarktung ihrer Zuchttiere zu geben. Die Auktionsveranstaltung gibt aber auch den vielen Gebrauchsschafhaltern und Züchtern eine Gelegenheit, sich mit dem Leistungsstand der Zuchttiere vertraut zu machen und gute Vatertiere für ihre Herden einzukaufen.

Ein besonderes Highlight wird erneut der Jungzüchterwettbewerb sein. Nach dem Motto „ früh übt sich wer ein Meister werden will“ hoffen wir auf eine rege Teilnahme von Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 14 Jahren, um sich beim Richten, Beurteilen und Bewerten von Zuchttieren zu erproben.
In der „SCHaf-ZIEge-Lernwerkstatt“ können Besucher das Scheren von Schafe beobachten und die Rohwolle befassen, das Verspinnen von Wolle erproben, sich beim Filzen von Wolle üben und auch mal einen Blick in ein Model eines Schafkörpers wagen. Mehrmals täglich werden auch die Milchschafe gemolken, aber leider dürfen wir die Milch nicht zur Verkostung reichen.

In einem speziellen  Bühnenprogramm sollen wichtige Themen um die Schaf- und Ziegenhaltung im Experteninterview diskutiert werden,  die Besucher in den Gedankenaustauschauch einbeziehen und hoffentlich neue Gedankenimpulse sowohl bei Züchtern und Besuchern fördern. Auf dem Programm stehen die wichtigen Aufgaben der Schaf- und Ziegenhaltung für die Landschaftspflege und den Deichschutz, die Situation der regionalen Erzeugung von hochwertigen Produkten aus der Schaf- und Ziegenhaltung, sowie die hitzige Diskussion um die Ausbreitung der Wölfe und die damit verbundenen Herausforderungen für die Schaf- und Ziegenhaltung.

In der täglichen Vorführung im Großen Ring können sich alle vorhandenen Schaf- und Ziegenrassen sich dem Publikum zusammen mit ihren stolzen Besitzern präsentieren, und die Besonderheiten und  Vielfalt der gezeigten Rassen überzeugend darstellen. In der Hütevorführung wird es dann noch möglich sein, sehr wirkungsvoll die Kunst des Hütens von Schafen und der Hundeführung darzubieten und vielleicht den einen oder anderen Besucher dann endgültig davon zu überzeugen, bei dem später im Jahr stattfindenden Leistungshüten sowie dem Bundeshüten sich als Besucher erneut einzufinden.

Alle anwesenden Schaf- und Ziegenhalter freuen sich auf einen regen Besuch, viele gute Gespräche und interessante neue Kontakte zur Erhaltung der Freude an der Schafe und Ziegen in Berlin und Brandenburg.

Prof. Kurt J Peters
Zuchtleiter