Das Ziegenforum im Verband Bestandsentwicklungen bei Ziegen in Berlin-Brandenburg

Die Ziegenhaltung im Berlin-Brandenburg hat in den letzten 10 Jahren um mehr als 70 % zugenommen. Diese positive Bestandsentwicklung ist sowohl bei den Milchziegen als auch bei anderen Ziegenrassen zu erkennen. Pro Halter werden im Mittel der Jahre zwischen 5 und 5,5 Ziegen betreut. Die Ziegenhaltung ist im Wesentlichen also im Hobby- oder Nebenerwerb angesiedelt. Zwischen 15 bis 20 Ziegenhalter führen eine marktorientierte Milcherzeugung durchund halten zwischen 10 und 200 melkende Ziegen.

Entwicklung des Ziegenbestandes 2003 – 2012

entwicklung_des_ziegenbestandes_2003_2012

 

jahresstatistik
Aus dem Verlauf der registrierten Ziegenbestände sind deutlich größere Schwankungen  gerade in den letzten Jahren zu erkennen, deren Gründe nicht konkret bekannt sind. Dennoch ist zu vermuten, dass besonders die marktorientierte Ziegenhaltung in einem harten Wettbewerb steht. Bei größeren Betrieben kann der Zugang zu günstigen Verarbeitungsmöglichkeiten für Ziegenmilch oder aber die organisierbare Vermarktungsmöglichkeit für die im Betrieb erzeugten Milchprodukte den wesentlichen Impuls geben, den Betrieb weiterzuführen oder aufzugeben.

Ziegenzucht ist attraktiv, aber nicht für größere Milcherzeuger?

Auch bei den Beständen für Herdbuchziegen ist ein erfreulicher Anstieg zu erkennen, der von 2011 bis 2012 einen Zuwachs von 33 % zeigt. Bei einer genaueren Analyse wird deutlich, dass der Anstieg nicht bei den klassischen Milchrassen wie Weiße Deutsche Edelziege oder der Toggenburger Ziege sondern vorwiegend bei der Mehrnutzungsrasse Anglo Nubier und der Thüringer Waldziege auftritt. Daraus ist auch abzuleiten, dass die größeren Milch erzeugenden Bestände, mit Ausnahme des Toggenburger Bestandes, sich nicht mit der Zucht befassen, obwohl doch ein größerer Bedarf an Zuchtböcken mit guter Leistung in diesen Betrieben benötigt wird. Woher leistungsgeprüfte Böcke für die Bestandsbedeckung bezogen werden bedarf einer dringenden Analyse.

Auf der erfreulichen Seite ist besonders das Engagement von Ziegenliebhaber für die Zucht und Haltung von Thüringer Waldziegen hervorzuheben. Die Thüringer Waldziege wird wegen des niedrigen Gesamtbestands als bedrohte Rasse eingestuft. Die Zunahme des Zuchttierbestandes in unserem Verbandsgebiet trägt daher zur Erhaltung dieser alten Rasse bei und bildet sicher auch die Grundlage für eine leistungsorientierte Zuchtarbeit, da eine gute Nutzung die beste Garantie für den Rassenerhalt darstellt.

Ebenso erfreulich ist auch das wachsende Interesse an der Haltung und Zucht von Anglo Nubier Ziegen. Vier neue Züchter und eine Zunahme des Bestandes von 15 auf 77 Herdbuchtiere im Zeitraum von 2011 bi2 2012 verdeutlicht nicht nur den Enthusiasmus der Züchter, sondern ist in diesem Fall auch ein Beleg für eine gute Züchtervernetzung, mit der die Zuchtarbeit effizient und interessant gestaltet werden kann.

herbuchbestaende_bei_ziegen_in_brandenburg

Das Spektrum der im Herdbuch registrierten Ziegenrassen verdeutlicht das große spezielle Interesse der Züchter für seltene Rassen. Das fördert die Vielfalt und trägt zur Sicherung der oft kleinen Rassenbestände bei. Andererseits erfordert es eine hohe Mobilität, um Zuchttiere nachzukaufen, geeignete Böcke einzusetzen und auch eigene Zuchttiere zu vermarkten.

Zucht- und Infoservice

Die züchterische Betreuung der Ziegenbestände erfolgt wahlweise über direkte Hofbesuche durch den Zuchtleiter bzw. einen Zuchtwart oder auch durch die Teilnahme des Züchters an Regionalen Zuchtveranstaltungen. Denkbar sind auch rassespezifische Treffen aller Züchter mit dem Zuchtleiter, um gemeinsam Fragen der Zucht und Haltung zu erörtern.

Darüber hinaus bietet der jährlich von Dr. Jurkschat (LELF) und dem Verband organisierte „Tag der Milchziegen und –schafe“ eine Möglichkeit für einen breiten Dialog und Erfahrungsaustausch.

Prof. Kurt J Peters
Zuchtleiter

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Anglo-Nubier Ziegen von Frau Natalia Prochazka (Foto Natalia Prochazka)

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Toggenburger Ziegen auf dem „Capriolenhof“ von Herrn Dill (Foto: Frau Dr. Funke)

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Toggenburg x Buren Kreuzungslämmer auf dem „Capriolenhof“ von Herrn Dill (Foto Frau Dr. Funke)