Hirtenzug Osteuropa 2013

Am 9. August fuhren Schäfer und Schafhalter nicht nur aus Brandenburg gemeinsam nach Zakopane, um den dort vorbei kommenden Karpaten-Hirtenzug zu besuchen.

Freie Wege für Freie Schäfer könnte man das Motto dieses Hirtenzuges nennen oder aber auch die Wieder-Vereinigung der Karpaten unter dem Dach Europas .Gestartet waren die Hirten in Rumänien und sie folgten den alten Triftwegen in den Karpaten durch die Ukraine und waren nun in Polen angekommen. Von hier aus geht es dann nach Tschechien und in die Slowakei.
Der Schafzuchtverband Berlin–Brandenburg hatte einen Bus gechartert. Auch vier Kollegen aus Nordrein-Westfahlen begleiteten die Brandenburger. Am 10. August nach fast 13 Stunden Fahrt hatten wir unser Ziel erreicht. Herzlich wurden wir von unserem Tatra-Reiseführer Jerzy Czerski in Empfang genommen, der zum ersten Mal einer Gruppe Deutscher Schäfer seine Heimat zeigen sollte. Doch es regnete und die Tatra hüllte sich in Nebel. Trotzdem schaffte er es, für 30 Leute einen Platz zum gemeinsamen Mittagessen zu organisieren und das in einer Touristen-Hochburg mitten in der Saison. Für Schäfer gibt es kein schlechtes Wetter -nur schlechte Kleidung, doch unsere Mäntel und Umhänge ließen uns dem Regen trotzen und unsere Familien hatten vorher im Internet nach dem Wetterbericht für Zakopane geschaut und waren darauf eingestellt. Die Architektur der Stadt und die Skischanze waren auch im Regen eine Augenweide.

Gut gestärkt ging es mit einem kleineren Bus  nach Chocholow. Hier wurde die Schafherde, welche schon um 5:00 Uhr in Zakopane gestartet war, erwartet. Wir gingen der Herde entgegen. An unsere Hütestöcke hatten wir die Polnische, die Brandenburger und die Deutschland – Fahne angebracht. Der Bürgermeister empfing uns noch vor Eintreffen der Herde auf das Herzlichste und gemeinsam schlossen wir uns den Hirten und der Schafherde an und zogen durch den Ort, vorbei an Holzhäusern im Tatra-Stil, begleitet von Hirtenmusikern hin zur Örtlichen Feuerwehr und dem Dorfgemeinschaftshaus. Hier konnte die Herde aus Walachen-Schafen die Nacht verbringen.

In seiner Rede erwähnte der Bürgermeister, das es bei diesem Hirtenzug, dem Redyk Karpacki Transhumance 2013 nicht nur um das Wandern mit Schafen auf alten Hirtenwegen geht sondern auch um die Wiedervereinigung einer Region, ja eines Volkes unter dem Dache Europas. Dem Erhalt ihrer Kultur und ihrer Wirtschaftsweise gilt ihr Wirken damit sie ihren Kindern ihr Erbe bewahren. Tiefbewegt und glücklich, diese Reise auf uns genommen zu haben, feierten wir im Kreise von Gleichgesinnten, von Brüdern und Schwestern im Geiste, ein Fest der Transhumanz. Spät abends brachte uns unser Bus zurück in unsere Unterkünfte.

Am nächsten Tag zeigte uns unser Reiseführer bei strahlendem Sonnenschein die Schönheiten Zakopanes und der Tatra. Unser Reisebus schlängelte sich durch die Straßen der Stadt und auf kurvigen Wegen dem Nationalpark Tatra entgegen. Und wo fahren Schäfer hin? Zu anderen Schäfern. Im Rahmen eines Festes der Regionalen Selbstvermarkter trafen wir auf Kollegen, die Schafkäse zubereiten. Die Schafe der Tatra werden fast alle gemolken und jeder stellt seine Käse-Spezialitäten aus Schafmilch selber her. In einer Hütte konnten wir nicht nur zusehen, wie der Käse geräuchert wurde, sondern natürlich diesen auch kaufen. Am Hang hinter der Hütte grasten die Schafe, bewacht von 4 Podalaner Herdenschutzhunden, die wohl gleich erkannten, dass wir keine normalen Touristen waren, sondern Kollegen ihres Hirten. Zwei Herden dieser Karpaten-Schafrasse mit je 500 Tieren nannte der Kollege sein eigen. Unser Dolmetscher meinte, es seien Walachen-Zackel-Schafe. Ich glaube ich werde erst noch Fachliteratur wälzen müssen, um den deutschen Namen dieser Milchschafrasse in Erfahrung zu bringen. Dieses mittelgroße Schaf mit grober, den Bergen angepasster Wolle und gebogenen Hörnern steht hier überall auf den Bergweiden, wo noch Schafhaltung betrieben wird und die Schäfer melken sie. Die Käse-Produktion scheint aber fest in weiblicher Hand zu sein.

Überglücklich und mit vielen neuen Eindrücken und auch neuen Sichtweisen ging es gegen Mittag in Richtung Heimat. Die Rückreise dauerte nur 11 Stunden, lag es daran das es bergab ging, oder an unserem Wunsch, nun nach so ereignisreichen Stunden unsere eigenen Schafe wieder sehen zu wollen? Wohl eher an der tollen Routenwahl unserer Busfahrer von Lauermann-Reisen die den Stau um Zakopane umfuhren und uns in Deutschland über Landstraßen, auch durchs Wolfsgebiet der Lausitz, nach Müncheberg brachten. Danke dafür.

 Frank Hahnel

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