Das Ziegenforum im Verband: Bedeutung der Milchleistungsprüfung (MLP)

Wie ist die MLP zu organisieren?
Die Milchleistungsprüfung scheint anfänglich kompliziert und auch mit einem finanziellen Aufwand verbunden. Der Züchter muss einmal im Monat abends und morgens Einzelgemelke erfassen und Milchproben ziehen. Dieses erfolgt entweder zusammen mit einer beauftragten Person des Landeskontrollverbandes (LKV-Brandenburg) (Methode A) oder nach Einweisung auch als sogenannte Besitzerkontrolle (Methode B). Mit dem LKV muss auch die Anlieferung und Verschickung der Probenfläschchen organisiert werden. Wegen der Bedeutung der MLP für die Zucht und Betriebseffizienz wird zurzeit die Durchführung der MLP gefördert. Zur Regelung der Details sollten sich interessierte Milcherzeuger mit dem Verband in Verbindung setzen.

Welcher Nutzen ist zu erwarten?

  • Kenntnisse über die Einzeltierleistung sind für viele wirtschaftlich Entscheidungsprozesse bedeutsam und bilden oft erst die Voraussetzung für eine Optimierung der Milcherzeugung und Zucht. Das Leistungsniveau in der Herde wird maßgeblich durch Selektionsentscheidungen geprägt. Tiere mit ungenügender Milchleistung sollten durch weibliche Nachzucht von den besten Muttertieren ausgetauscht werden, um so das genetische Leistungsniveau nachhaltig zu verbessern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein leistungsfähigeres Tier fast die gleichen Kosten verursacht aber wesentlich höhere Erlöse erzielt. Für Züchter ist es unerlässlich, die eingesetzten Zuchttiere einer Leistungsprüfung zu unterziehen, um die richtige Anpaarungsentscheidung zu treffen oder auch leistungsgeprüfte Zuchttiere auf dem Zuchttiermarkt anzudienen.
  • Ein weiterer Entscheidungsbereich mit großen Herausforderungen an den Tierhalter ist die Optimierung der Fütterung. Für die leistungsorientierte Fütterung sind während der Laktation in periodischen Abständen Rationsanpassungen vorzunehmen und auch leistungsindividuelle Kraftfuttervorlagen abzumessen. Die MLP liefert die Grundlage für diese Rationsgestaltungen, für die auch Informationen über die betriebseigene Futterqualität vorliegen müssen. Anfänglich kann auch der Service einer Futterberatung nützlich sein.
  • In der monatlichen Milchuntersuchung werden auch Kenngrößen der Eutergesundheit mittels der somatischen Zellzahlen erfasst, die Hinweise auf den subklinischen Zustand der Eutergesundheit und Mastitisanfälligkeit einzelner Tiere geben. Tiere mit hohen Zellzahlen und häufigen subklinischen und auch klinischen Mastitiden sind für die Milcherzeugung nicht geeignet und sollten ausgesondert werden.
  • Die Ergebnisse der MLP sind auch für Betriebsvergleiche (anonymisiert) und für eine effektivere Betriebsberatung geeignet und erlauben eine betriebsspezifische Optimierung zur Verbesserung der Rentabilität.
  • Nur eine von vielen Milcherzeugern und Züchtern durchgeführte MLP bildet eine verlässliche Grundlage für die systematische Auswertung von Leistungsdaten, eine genauere Zuchtwertschätzung und schließlich für die Selektion von genetischen besten Zuchttieren, was auch wieder einen großen Wert für die Einzelzüchter darstellt.

Warum ist die Popularität der MLP begrenzt?
Auch wenn die MLP als sehr nutzbringend und bedeutsam angesehen wird, müssen Argumente, die eine Anwendung verhindern, sehr ernst genommen werden. Dazu zählen insbesondere

  • der zusätzlicher Zeitbedarf und der höhere Arbeitsaufwand am Tage der LP, der oft nur schwierig in die Arbeitsroutine einzubinden ist.
  • für Schafe und Ziegen sind arbeitssparende Prüfgeräte (tru-test u.a.) oft nur unzureichend verfügbar und ohnehin nur bei automatisierter Melktechnik einsetzbar.
  • Gerade bei kleineren Beständen ist der Aufwand für die Organisation der vom LKV bereitgestellten Testgeräten und Probenfläschchen relativ hoch. Besonders wegen der hohen Kosten ist daher die sogenannte amtliche, von Personen des LKV durchgeführte Prüfung, nicht die Regel.

Nur im Gespräch zwischen Züchter und Fachpersonen sind die Nutzen-Kosten Verhältnisse vollständig zu beantworten. Dazu sind wir im Verband bereit.

Prof. Kurt J Peters
Zuchtleiter

Auszug aus der Zuchtbuchordnung für Milchziegen und Milchschafe
„ 3.5.4 Milchleistungsprüfung
Obligatorisch ist die Milchleistungsprüfung (MLP) für alle Leistungsrassen Milch / Zweinutzung (Milch/Fleisch). Die Datenerfassung, Auswertung und Dokumentation erfolgt im Auftrag des SZVBB e.V. und dem LKV-Berlin/Brandenburg e.V. in Zusammenarbeit mit dem VIT Verden.
Die MLP wird nach Anlage 1 der Verordnung über die Leistungsprüfungen und die Zuchtwertfeststellung bei Schafen und Ziegen sowie gemäß den internationalen Regeln über die Methoden der Milchleistungsprüfung bei Ziegen des Internationalen Komitees für Leistungsprüfungen in der Tierproduktion (IKLT) in der jeweils gültigen Fassung durchgeführt.
Zusätzlich zur obligatorischen 240-Tage-Leistung werden die Jahres- und die Lebensleistung ausgewiesen. Es sind möglichst alle in Laktation stehenden Milchziegen eines Betriebes zu prüfen.

Der Auswertungszeitraum der MLP ist alljährlich der 01.10. bis 30.09.

Zwischen der Lammung und dem ersten Prüfdatum der abgelammten Ziegen darf maximal ein Zeitraum von 75 Tagen liegen. In diesem Fall wird die ermittelte Leistung vom Tag nach der Ablammung an gerechnet. Liegt die Ablammung bei der ersten Kontrolle länger als 75 Tage zurück, so wird die Leistung nur von diesem ersten Prüfdatum an berücksichtigt.

Absicherung der Ergebnisse:
Die Ergebnisse der MLP werden stichprobenweise durch Nachprüfungen abgesichert. Als fehlerhaft festgestellte Ergebnisse von Einzelprüfungen werden nicht berücksichtigt. Stattdessen wird eine Überbrückungsberechnung oder eine Nachprüfung vorgenommen.“

Mindestleistungsangaben (Pflichtangaben)

  1. Die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung (MLP) müssen mindestens als 150-Tage-Leistung angegeben werden. Sie ist die Leistung vom Tage nach dem Lammen bis zum Ende des Prüfungszeitraumes, längstens jedoch bis zum Ablauf des 150. Laktationstages. Die Ordnungszahl der Laktation und die Anzahl der Laktationstage muss ebenfalls mit angegeben werden.
  2. Die MLP und die Zuchtwertfeststellung wird gemäß den internationalen Regeln über die Methoden der Milchleistungsprüfung bei Schafen des Internationalen Komitee für Leistungsprüfungen in der Tierproduktion (ICAR: www.icar.org) in der jeweils gültigen Fassung durchgeführt.
  3. Freiwillige LeistungsangabenAls zusätzliche Leistungsangaben können verwendet werden:
    • Die Jahresleistung; sie ist die Leistung in einem Prüfungsjahr. Ein Prüfungsjahr umfasst den Zeitraum vom 01.10. eines Jahres bis zum 30.09. des nächsten Jahres bzw. des 01.01. bis 31.12 eines Jahres. Die Ordnungszahl der Laktation und die Anzahl der Laktationstage sind ebenfalls anzugeben.
    • Die Laktationsleistung ist die Leistung vom Tage nach dem ersten Lammen bis zum Ende der Laktation. Die Ordnungszahl der Laktation sowie die Anzahl der Laktationstage sind ebenfalls anzugeben.
    • Die Lebensleistung; sie ist die Leistung vom Tage nach dem ersten Lammen bis zum Ende des letzten abgeschlossenen Prüfungsjahres, bei abgegangenen Schafen bis zum Abgang. Die Anzahl der Prüfungsjahre ist ebenfalls anzugeben.
  4. Die Bestandsdurchschnittsleistung; sie wird berechnet, indem die Milchmenge, Fett- und Eiweißmenge eines Bestandes im Prüfungsjahr durch die Summe der Futtertage des Bestandes dividiert und die Ergebnisse mit 365, in einem Schaltjahr mit 366 multipliziert werden.
  5. Absicherung der Ergebnisse
    Die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung werden stichprobenartig durch Nachprüfungen abgesichert. Als fehlerhaft festgestellte Ergebnisse von Einzelprüfungen werden nicht berücksichtigt. Stattdessen wird eine Überbrückungsberechnung oder eine Nachprüfung vorgenommen; hiervon kann ganz oder teilweise abgesehen werden, wenn das fehlerhafte Ergebnis durch Täuschung beeinflusst worden ist.
  6. Vergleichswert
    Als Vergleichswert wird beim Zuchtwertteil Milchleistung der Mittelwert aller Prüfungsabschlüsse (150-Tage-Leistung) der Vergleichstiere verwendet, die frühestens ein Jahr zuvor die Prüfung abgeschlossen haben.“