Gelungener Ziegen- und Milchschaftag 2013

Am 21.11.13 trafen sich 40 interessierte Ziegen- und Milchschafhalter zum Brandenburger Ziegen- und Milchschaftag auf dem Milchschafhof Schafgarbe der Familie Plass in Ogrosen.

Der Milchschafhof ist einer von vier Betrieben der „Höfegemeinschaft Gut Ogrosen“.

Kurzcharakteristik des Milchschafhofes Schafgarbe der Familie Plass:

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche: 20 ha
  • Tierbestand: 100 Muttern der Rasse „Ostfriesisches Milchschaf“, ein Eber und sechs Sauen zur Erzeugung von Kreuzungsmastschweinen unter Verwendung von Duroc- und Wollschweinkreuzungen
  • Milchverarbeitung in der Gemeinschaftskäserei
  • Fleischgewinnung vom Schaf und Schwein in gemeinschaftlicher Schlachtstätte
  • Vermarktung: Marktstände auf Ökomärkten in Berlin
  • Sonstige Einnahmequellen: Angebot für Kinderferien auf dem Bauernhof

Vor dem Hofrundgang am Nachmittag wurden den Teilnehmern in 2 Vorträgen interessante Informationen zum Verhalten der Ziege sowie zur Klauengesundheit vermittelt. Den ersten Vortrag hielt Herr Dr. U. Jaudas von der Universität Hohenheim.

Dr. Jaudas von der Universtät Hohenheim bei den Erläuterungen „Zum Wesen der Ziege“

Dr. Jaudas von der Universtät Hohenheim bei den Erläuterungen „Zum Wesen der Ziege“

Man merkte dem Referenten an, dass er sprichwörtlich mit Ziegenmilch aufgewachsen ist. Bei den eindrucksvoll geschilderten grundlegenden Charakteristika des Ziegenverhaltens konnte der Referent sowohl aus persönlichem Erleben als auch aus wissenschaftlichen Studien schöpfen. Stress in Ziegenherden entsteht eher durch Fehler im Management als durch das Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein von gehörnten Ziegen. Ausreichend und möglichst ständig verfügbares Futter reduziert von vornherein die Konkurrenz. Schmale Gänge oder Sackgassen verhindern ein Ausweichen rangniedriger gegenüber ranghöheren Tieren. Die Integration von Jungziegen in eine Ziegengruppe sollte in der Phase stattfinden, in welcher diese noch Kitze führt. Entgegen den Erwartungen scheinen Kitze führende Ziegen während der Säugephase und auch noch danach weniger aggressiv zu sein als frühzeitig abgesetzte Ziegenmuttern. Die Etablierung von  Rangordnungen in der Gruppe stellt eine wichtige Voraussetzung für ein stabiles Sozialgefüge dar. Es ist anzuzweifeln, ob die Voraussetzungen dafür in großen Milcherzeugerbetrieben gegeben sind. Jedem Ziegenhalter ist zu empfehlen, sich intensiv mit dem Verhalten dieser Tierart eingehend zu befassen, um die Haltungsbedingungen tierartgerecht auszugestalten. Dies gilt insbesondere in Vorbereitung der Umstellung von der Milchviehhaltung  auf  die Milchziegenhaltung, wie sie z.T. in Baden-Wüttemberg  teilweise stattfindet. Erfahrungen aus der Milchviehhaltung können hier keinesfalls im Verhältnis 1:1 übertragen werden.

Frau Dr. Ch. Benesch bei den Erläuterungen zu Klauenproblemen bei der Ziege

Frau Dr. Ch. Benesch bei den Erläuterungen zu Klauenproblemen bei der Ziege

Im zweiten Beitrag erläuterte Frau Dr. Benesch umfassend die große Bedeutung  der Klauengesundheit für das Tierwohl, die Tierleistung und die Fortbewegung im Rahmen von Futteraufnahme auf der Weide und  Landschaftspflege.  Verschiedene Faktoren wie Genetik, Bewegung, Fütterung, Zinkversorgung und Stallmanagement haben einen Einfluss auf die Gesundheit der Klauen. Es wurden unterschiedlichste Ursachen für Lahmheiten und deren Erkennung dargestellt. Einen breiten Raum nahmen praktische Hinweise für den Klauenschnitt, die Einrichtung von Klauenbädern sowie Impfmaßnahmen ein. Für das Klauenbad sind zinkhaltige Lösungen („Goolden Hoof“) zugelassen. Dieses Mittel kann vom Hoftierarzt über die folgende Bestelladresse bezogen werden: DR. H. Rehbein (rehbeinpharma@gmail.com).

Die Vorträge „Vom Wesen der Ziege“ und „Klauengesundheit bei Ziegen und Milchschafen“ sind am Schluß dieses Beitrages als pdf-Datei einsehbar.

Ca. 40 Teilnehmer verfolgten aufmerksam die Ausführungen der beiden Referenten

Ca. 40 Teilnehmer verfolgten aufmerksam die Ausführungen der beiden Referenten

Im Rahmen der Hofbegehung wurden die theoretischen Ausführungen des Vormittags am praktischen Beispiel demonstriert. Hierzu wurden an Ziegen des „Ziegenhofes am Gut Ogrosen“ gezeigt, wie der Klauenschnitt zu erfolgen hat, und auf welche Art und Weise bei entsprechender Indikation ein Klauenverband angelegt werden kann.

Professor Peters erläuterte an beiden Ziegen die Grundprinzipien der Tierbeurteilung bei der Ziege. Hierzu nutzte er das Prinzip der Linearen Beschreibung. Hierzu wird derzeit länderübergreifend ein harmonisiertes Bewertungsschema erarbeitet.

Nach Besichtigung des Schafstalles und des Schweinestalles wurde der neue wolfssichere Weidezaun inspiziert. Die Kosten wurden zu 100 % über das ILE – Programm gefördert. Der Zaun besteht aus 1,40 m hohem Knotengittergeflecht mit Untergrabeschutz und einer zusätzlich Strom führenden Litze oberhalb des Knotengitters, welches den Wolf am Überspringen bzw. Überklettern des Zaunes hindern soll.

Im abschließenden „Offenen Forum“ wurden noch verschieden Fragen der Teilnehmer diskutiert. Diese betrafen z. B.  das „Privilegiertes Bauen im Außenbereich“, neu auftretende Kitzerkrankung („Floppy Desease“) oder die Verfütterung von Kastanien an Ziegen.

Frau Perincioli stellte ihre neue Website www.gesunde-geiss.de vor. Hier sind Krankheiten nicht nach Organen/ Körperregionen geordnet sondern nach Symptomen. Über diesen andersartigen Zugang ist auch der Laie befähigt, Schritt für Schritt, die Krankheitsursachen einzugrenzen.

Frau Dr. Benesch bei den Erläuterungen zur Klauenpflege

Frau Dr. Benesch bei den Erläuterungen zur Klauenpflege

Ziegen des Ziegenhofes Ogrosen auf der Ganztagesweide

Ziegen des Ziegenhofes Ogrosen auf der Ganztagesweide

Vorstellung eine Thüringer Waldziege zur Exterieurbeurteilung

Vorstellung einer Thüringer Waldziege zur Exterieurbeurteilung

Der Witterungsschutz auf und unter dem Wagen wird gern angenommen

Der Witterungsschutz auf und unter dem Wagen wird gern angenommen

Die Milchschafe verbleiben nachts auf der Koppel

Die Milchschafe verbleiben nachts auf der Koppel

Voraussetzung für die Weidedehaltung im Wolfsgebiet ist eine angepasste Zäunung (hier 1,40 m Höhe + Untergrabeschutz + stomführende Litze oberhalb des Knotengeflechtes)

Voraussetzung für die Weidedehaltung im Wolfsgebiet ist eine angepasste Zäunung (hier 1,40 m Höhe + Untergrabeschutz + stomführende Litze oberhalb des Knotengeflechtes)

Herr Plass (rote Kleidung) erläutert den Stallanbau für die Aufzucht der Lämmer

Herr Plass (rote Kleidung) erläutert den Stallanbau für die Aufzucht der Lämmer

Kreuzungssau aus Duroc und Wollschwein mit Ferkeln

Kreuzungssau aus Duroc und Wollschwein mit Ferkeln

„Bunte Mischung“ von Läufern“

„Bunte Mischung“ von Läufern“

Im Mastbereich wachsen die                   Schwei-ne zu willkommener Ergänzung des Marktangebotes mit Schweinefleisch aus ex-tensiver Haltung heran.

Im Mastbereich wachsen die Schweine zu willkommener Ergänzung des Marktangebotes mit Schweinefleisch aus extensiver Haltung heran

Unser herzlicher Dank geht an die Familie Plass und die Mitarbeiter auf dem Milchschafhof Schafgarbe, welche die Hauptlast bei der Vorbereitung der Veranstaltung zu tragen hatten. Weiterhin bedanken wir uns bei Herrn Porten sowie Martina Müller von Ziegenhof Ogrosen.

Dr .M. Jurkschat

Beiträge:

Vom Wesen der Ziege

Klauengesundheit bei Ziegen und Milchschafen